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<!--{"title": "Blogserie [1/2] Kosten vs. Kontrolle: Ist Open Source wirklich günstiger?", "date": "2025-05-04", "slug": "kosten-vs-kontrolle-ist-open-source-wirklich-guenstiger", "description": "Open Source gilt oft als „kostenlose Alternative“ zu proprietärer Software – aber stimmt das wirklich? ", "cover": "/static/img/kosten-vs-kontrolle-ist-open-source-wirklich-guenstiger.webp"}-->
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> Kennzeichnung gemäß Artikel 52 Absatz 1 EU AI Act: [💬 <ins>Inhaltliche Zusammenfassung</ins>](/page/ai)
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Open Source gilt oft als „kostenlose Alternative“ zu proprietärer Software – aber stimmt das wirklich?
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Wer nur auf den Kaufpreis schaut, übersieht schnell wichtige Faktoren wie Wartung, Support, Schulung und Sicherheit.
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In diesem Beitrag analysieren wir umfassend, **ob Open Source tatsächlich günstiger ist** – und warum „günstiger“ nicht nur mit Kosten, sondern auch mit Kontrolle und strategischen Vorteilen zu tun hat.
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Wir betrachten dabei sowohl die Wirtschaft als auch den öffentlichen Dienst.
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## 📊 **Direkte Kosten: Lizenz vs. Entwicklung**
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### ✅ **Lizenzkosten sparen**
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Einer der größten Vorteile von Open Source:
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Die Software selbst kostet (meist) nichts. Es gibt keine teuren Lizenzmodelle wie bei vielen proprietären Anbietern, bei denen Kosten oft nach Nutzerzahl, CPU-Kernen oder Instanzen steigen.
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### ❗ **Kosten für Anpassung und Integration**
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Aber: Wer Open Source einsetzt, muss oft Anpassungen vornehmen, um die Software optimal in bestehende Systeme zu integrieren. Diese Anpassungskosten können erheblich sein, besonders wenn intern das Know-how fehlt.
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### Beispiel Wirtschaft:
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Ein mittelständisches Unternehmen entscheidet sich für eine Open-Source-ERP-Lösung.
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Die Softwarelizenz ist kostenlos, aber es müssen externe Berater beauftragt werden, um das System einzuführen und anzupassen.
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### Beispiel öffentlicher Dienst:
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Eine Kommune nutzt eine Open-Source-Plattform für digitale Bürgerdienste.
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Die Anpassung an lokale rechtliche Anforderungen (z. B. Datenschutz) verursacht Entwicklungs- und Testaufwand.
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## 🛡️ **Support und Wartung: Wer hilft, wenn’s brennt?**
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### Proprietäre Software:
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Hier gibt es oft kommerzielle Supportverträge, die Reaktionszeiten, Updates und Service-Level-Agreements (SLAs) garantieren.
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### Open Source:
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Support muss selbst organisiert werden. Entweder:
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- **Intern:** Aufbau eigener Expertise (Kosten für Fachkräfte, Weiterbildung),
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- **Extern:** Beauftragung spezialisierter Dienstleister oder Anbieter kommerzieller Supportpakete (z. B. Red Hat für Linux, SUSE, Canonical).
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👉 **Kostenpunkt:** Der vermeintlich „gratis“ gewonnene Spielraum kann durch Supportverträge wieder ausgeglichen werden, oft aber mit mehr Flexibilität.
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## 🏗️ **Anpassbarkeit und Kontrolle: Wert, der sich auszahlt**
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Ein oft unterschätzter Aspekt: **Kontrolle über die Software.**
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### Proprietäre Software:
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Hier ist der Funktionsumfang vorgegeben, Änderungen müssen beim Anbieter angefragt werden – oft gegen Aufpreis.
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### Open Source:
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Unternehmen und Behörden können den Quellcode selbst ändern oder ändern lassen.
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Das eröffnet:
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- Schnelle Innovationen
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- Anpassungen an individuelle Anforderungen
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- Unabhängigkeit von Anbieter-Roadmaps
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👉 **Wirtschaftlicher Wert:** Die Möglichkeit, unabhängig Innovation zu treiben, spart mittel- bis langfristig Kosten, auch wenn es kurzfristig Investitionen in Know-how erfordert.
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## 🔐 **Sicherheit und Compliance: Kostenfallen vermeiden**
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### Sicherheitskosten:
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- Bei Open Source müssen Organisationen selbst dafür sorgen, dass Sicherheitsupdates rechtzeitig eingespielt werden.
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- Proprietäre Anbieter liefern oft automatisierte Patches und Sicherheitsmitteilungen.
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### Compliance:
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- Open Source bringt Lizenzverpflichtungen mit sich (z. B. Quelloffenlegung bei GPL), deren Verletzung rechtliche Risiken birgt.
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- Unternehmen und Behörden müssen Ressourcen für Lizenz-Compliance (z. B. mit Tools wie Black Duck, FOSSA) einplanen.
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👉 **Fazit:** Sicherheit und Compliance sind bei beiden Modellen kostenrelevant – bei Open Source liegt die Verantwortung stärker in der eigenen Hand.
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## 📈 **Langfristige Perspektive: Total Cost of Ownership (TCO)**
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Ein Vergleich sollte immer auf Basis der **Gesamtbetriebskosten (TCO)** erfolgen:
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| Kostenfaktor | Proprietär | Open Source |
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| Lizenz | Hoch | Meist keine |
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| Anpassung | Eingeschränkt, oft teuer | Flexibel, aber mit Eigenaufwand |
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| Support/Wartung | In Supportverträgen enthalten | Intern oder extern organisieren, frei wählbar |
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| Sicherheit/Compliance | Vom Anbieter abhängig | Eigenverantwortung, aber volle Transparenz |
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| Innovationsgeschwindigkeit | An Anbieter-Updates gebunden | Eigenständig, Community-getrieben |
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👉 Unternehmen und Behörden, die Open Source professionell und strategisch einsetzen, können langfristig ihre **TCO senken** – aber nur, wenn sie bereit sind, in Know-how, Prozesse und Governance zu investieren.
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## 🏛️ **Öffentlicher Dienst: Besonderheiten und Chancen**
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Für den öffentlichen Sektor kommt ein entscheidender Faktor hinzu:
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**Digitale Souveränität.**
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- **Proprietäre Software** bedeutet oft Abhängigkeit von internationalen Großkonzernen.
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- **Open Source** ermöglicht, nationale oder europäische Standards zu schaffen und Software gemeinsam mit anderen Verwaltungen zu entwickeln.
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Beispiel:
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- Frankreich, Spanien und Deutschland setzen zunehmend auf Open-Source-Lösungen, um EU-weite Standards zu etablieren und Kosten zu teilen.
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- Projekte wie „Phoenix“ (Deutschland) oder „Software Heritage“ (Frankreich) fördern langfristige Einsparungen und Kontrolle.
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👉 Auch hier gilt: Der Kostenvorteil zeigt sich weniger kurzfristig, sondern als strategischer Gewinn an Unabhängigkeit und Innovationskraft.
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## 🔍 **Fazit: Ist Open Source günstiger? Es kommt darauf an.**
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Open Source ist kein Selbstläufer. Wer es rein als „kostenlose Software“ betrachtet, wird schnell enttäuscht.
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Richtig eingesetzt, bietet Open Source aber:
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✅ Flexibilität
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✅ Unabhängigkeit
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✅ Innovationsvorsprung
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✅ Langfristig reduzierte Gesamtkosten
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Das gilt für Unternehmen ebenso wie für Behörden.
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Entscheidend ist eine klare Strategie, die Ressourcen für Anpassung, Support, Sicherheit und Governance berücksichtigt.
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👉 Im nächsten Beitrag der Serie schauen wir uns an, wie du Open Source sicher und regelkonform managen kannst.
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Hier gehts weiter: [Open Source Governance: Strategien für sicheres und regelkonformes Management](/post/strategien-fuer-sicheres-und-regelkonformes-management)
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