> Kennzeichnung gemäß Artikel 52 Absatz 1 EU AI Act: [💬 Inhaltliche Zusammenfassung](/page/ai) Open Source gilt oft als „kostenlose Alternative“ zu proprietärer Software – aber stimmt das wirklich? Wer nur auf den Kaufpreis schaut, übersieht schnell wichtige Faktoren wie Wartung, Support, Schulung und Sicherheit. In diesem Beitrag analysieren wir umfassend, **ob Open Source tatsächlich günstiger ist** – und warum „günstiger“ nicht nur mit Kosten, sondern auch mit Kontrolle und strategischen Vorteilen zu tun hat. Wir betrachten dabei sowohl die Wirtschaft als auch den öffentlichen Dienst. --- ## 📊 **Direkte Kosten: Lizenz vs. Entwicklung** ### ✅ **Lizenzkosten sparen** Einer der größten Vorteile von Open Source: Die Software selbst kostet (meist) nichts. Es gibt keine teuren Lizenzmodelle wie bei vielen proprietären Anbietern, bei denen Kosten oft nach Nutzerzahl, CPU-Kernen oder Instanzen steigen. ### ❗ **Kosten für Anpassung und Integration** Aber: Wer Open Source einsetzt, muss oft Anpassungen vornehmen, um die Software optimal in bestehende Systeme zu integrieren. Diese Anpassungskosten können erheblich sein, besonders wenn intern das Know-how fehlt. ### Beispiel Wirtschaft: Ein mittelständisches Unternehmen entscheidet sich für eine Open-Source-ERP-Lösung. Die Softwarelizenz ist kostenlos, aber es müssen externe Berater beauftragt werden, um das System einzuführen und anzupassen. ### Beispiel öffentlicher Dienst: Eine Kommune nutzt eine Open-Source-Plattform für digitale Bürgerdienste. Die Anpassung an lokale rechtliche Anforderungen (z. B. Datenschutz) verursacht Entwicklungs- und Testaufwand. --- ## 🛡️ **Support und Wartung: Wer hilft, wenn’s brennt?** ### Proprietäre Software: Hier gibt es oft kommerzielle Supportverträge, die Reaktionszeiten, Updates und Service-Level-Agreements (SLAs) garantieren. ### Open Source: Support muss selbst organisiert werden. Entweder: - **Intern:** Aufbau eigener Expertise (Kosten für Fachkräfte, Weiterbildung), - **Extern:** Beauftragung spezialisierter Dienstleister oder Anbieter kommerzieller Supportpakete (z. B. Red Hat für Linux, SUSE, Canonical). 👉 **Kostenpunkt:** Der vermeintlich „gratis“ gewonnene Spielraum kann durch Supportverträge wieder ausgeglichen werden, oft aber mit mehr Flexibilität. --- ## 🏗️ **Anpassbarkeit und Kontrolle: Wert, der sich auszahlt** Ein oft unterschätzter Aspekt: **Kontrolle über die Software.** ### Proprietäre Software: Hier ist der Funktionsumfang vorgegeben, Änderungen müssen beim Anbieter angefragt werden – oft gegen Aufpreis. ### Open Source: Unternehmen und Behörden können den Quellcode selbst ändern oder ändern lassen. Das eröffnet: - Schnelle Innovationen - Anpassungen an individuelle Anforderungen - Unabhängigkeit von Anbieter-Roadmaps 👉 **Wirtschaftlicher Wert:** Die Möglichkeit, unabhängig Innovation zu treiben, spart mittel- bis langfristig Kosten, auch wenn es kurzfristig Investitionen in Know-how erfordert. --- ## 🔐 **Sicherheit und Compliance: Kostenfallen vermeiden** ### Sicherheitskosten: - Bei Open Source müssen Organisationen selbst dafür sorgen, dass Sicherheitsupdates rechtzeitig eingespielt werden. - Proprietäre Anbieter liefern oft automatisierte Patches und Sicherheitsmitteilungen. ### Compliance: - Open Source bringt Lizenzverpflichtungen mit sich (z. B. Quelloffenlegung bei GPL), deren Verletzung rechtliche Risiken birgt. - Unternehmen und Behörden müssen Ressourcen für Lizenz-Compliance (z. B. mit Tools wie Black Duck, FOSSA) einplanen. 👉 **Fazit:** Sicherheit und Compliance sind bei beiden Modellen kostenrelevant – bei Open Source liegt die Verantwortung stärker in der eigenen Hand. --- ## 📈 **Langfristige Perspektive: Total Cost of Ownership (TCO)** Ein Vergleich sollte immer auf Basis der **Gesamtbetriebskosten (TCO)** erfolgen: | Kostenfaktor | Proprietär | Open Source | |------------------------|------------------------------------|-------------------------------------------------| | Lizenz | Hoch | Meist keine | | Anpassung | Eingeschränkt, oft teuer | Flexibel, aber mit Eigenaufwand | | Support/Wartung | In Supportverträgen enthalten | Intern oder extern organisieren, frei wählbar | | Sicherheit/Compliance | Vom Anbieter abhängig | Eigenverantwortung, aber volle Transparenz | | Innovationsgeschwindigkeit | An Anbieter-Updates gebunden | Eigenständig, Community-getrieben | 👉 Unternehmen und Behörden, die Open Source professionell und strategisch einsetzen, können langfristig ihre **TCO senken** – aber nur, wenn sie bereit sind, in Know-how, Prozesse und Governance zu investieren. --- ## 🏛️ **Öffentlicher Dienst: Besonderheiten und Chancen** Für den öffentlichen Sektor kommt ein entscheidender Faktor hinzu: **Digitale Souveränität.** - **Proprietäre Software** bedeutet oft Abhängigkeit von internationalen Großkonzernen. - **Open Source** ermöglicht, nationale oder europäische Standards zu schaffen und Software gemeinsam mit anderen Verwaltungen zu entwickeln. Beispiel: - Frankreich, Spanien und Deutschland setzen zunehmend auf Open-Source-Lösungen, um EU-weite Standards zu etablieren und Kosten zu teilen. - Projekte wie „Phoenix“ (Deutschland) oder „Software Heritage“ (Frankreich) fördern langfristige Einsparungen und Kontrolle. 👉 Auch hier gilt: Der Kostenvorteil zeigt sich weniger kurzfristig, sondern als strategischer Gewinn an Unabhängigkeit und Innovationskraft. --- ## 🔍 **Fazit: Ist Open Source günstiger? Es kommt darauf an.** Open Source ist kein Selbstläufer. Wer es rein als „kostenlose Software“ betrachtet, wird schnell enttäuscht. Richtig eingesetzt, bietet Open Source aber: ✅ Flexibilität ✅ Unabhängigkeit ✅ Innovationsvorsprung ✅ Langfristig reduzierte Gesamtkosten Das gilt für Unternehmen ebenso wie für Behörden. Entscheidend ist eine klare Strategie, die Ressourcen für Anpassung, Support, Sicherheit und Governance berücksichtigt. --- 👉 Im nächsten Beitrag der Serie schauen wir uns an, wie du Open Source sicher und regelkonform managen kannst. Hier gehts weiter: [Open Source Governance: Strategien für sicheres und regelkonformes Management](/post/strategien-fuer-sicheres-und-regelkonformes-management)